28. November 2023

Schafe in Leuben

(mehr dazu hier)

 

Kontakt

Anschrift des Vereins:

NABU,
Naturbewahrung Dresden e.V.

Andreas-Schubert-Str. 35 c

01069 Dresden

 

E-Mail:

info@naturbewahrung-dresden.de

 

Vorstand:

Nicole Mager
Dr. Hanno Voigt

Gebhard Gülzow
  



  

Anliegen

 

Unser Name sagt, worum es uns geht:

 

Die Bewahrung unseres Naturerbes! 

 

Verbal und insbesondere in Sonntagsreden bekennen sich viele Politiker zu diesem Ziel, wobei – je nach individuellem Blickwinkel und aktueller Mode – Begriffe wie „Biodiversität“, „biologische Vielfalt“, „Bewahrung der Schöpfung“ oder „Naturschutz“ usw. ins Spiel kommen. Oft wird Naturschutz in der Politik und den Medien mit anderen Gebieten wie Tierschutz oder Umweltschutz in einen Topf geworfen und somit verwässert (so wichtig diese Nachbargebiete für sich genommen auch sind). Andererseits gibt es Menschen, die sich der Natur emotional stark verbunden fühlen, sie lieben und dafür eintreten, dass sie nicht immer mehr zum Opfer unserer Zivilisation wird. Diese Naturfreunde wissen, dass das Verhältnis Mensch-Natur aus den Fugen geraten ist, dass Dinge, an denen sie sich erfreuen, also Wiesen, Wälder, wilde Tiere, unbebaute Bergregionen, Bäche, Blumen, Vögel usw. großen Gefahren ausgesetzt sind. Der organisierte Naturschutz begann etwa vor 120 Jahren, als die Menschen davor erschraken, wie die Gründerjahre, die zwar einen segensreichen wirtschaftlichen Aufschwung brachten, auch zu verheerenden Verlusten an Pflanzen, Tieren, schönen Landschaftsbereichen usw. führten. In diesen 120 Jahren war der Naturschutz nicht nur zahlreichen Anfeindungen  ausgesetzt, sondern es gab auch Fehlentwicklungen innerhalb der Naturschutzszene selbst, was leicht verständlich ist, wenn man bedenkt, dass ein sehr schwieriger Lernprozess zu bewältigen war, um herauszufinden, welche Maßnahmen tatsächlich  der Naturbewahrung dienen und welche unnütz oder sogar kontraproduktiv sind. Wir wollen hier in Stichpunkten nur einige wenige Teilergebnisse dieses Lernprozesses bringen. (Wer mehr dazu wissen möchte, sollte Spezialliteratur über Naturschutz lesen oder sich auf dieser Seite unter ERREICHTES oder im ARCHIV umsehen.):

 

Es reicht nicht, Naturfreund zu sein. Das heißt, der Natur emotionale Zuwendung zu geben und ethische Verantwortung für sie zu übernehmen sind zwar unverzichtbar für den Naturschützer, aber das reicht nicht aus! Genauso wichtig ist es nämlich, Erkenntnisse zahlreicher Wissenschaftszweige, beispielsweise der Biologie (insbesondere der Ökologie), der Geologie, der Bodenkunde und der Geographie zu berücksichtigen.

 

Was ist eigentlich Natur?

 

Und was ist Naturerbe?

 

Und wie können wir unser Naturerbe bewahren, ohne den Menschen zu viele einschneidende Einschränkungen zuzumuten?

 

Mit solchen Fragen muss sich jeder auseinandersetzen, der ernsthaft und wirksam Naturschutz betreiben möchte. Auch wir bemühen uns darum. Um es vorweg zu nehmen – es gibt in vielen Fällen grundsätzlich keine eindeutigen Antworten auf solche Fragen! Hier wollen wir einige aus unserer Sicht besonders wichtige Teilaspekte dazu bringen, die der bedeutende sächsische Naturschützer Heinz Kubasch herausgearbeitet hat:

 

 Es gibt zwei grundverschiedene Formen von Naturerbe:

 

Das kulturbedingte Naturerbe (oder biotische Kulturerbe) ist ein Ergebnis unserer mehr als tausendjährigen Kulturgeschichte mit ihrer – mehr oder weniger – extensiven Land- und Forstwirtschaft. Hierzu gehören viele der uns liebgewonnenen Lebensgemeinschaften mit ihren Pflanzen- und Tierarten, beispielsweise Mähwiesen, Bergwiesen, Streuobstwiesen, Felder und Feldwege mit Kornblumen, Stiefmütterchen, Dorngrasmücke, Ortolan, Rebhuhn, Feldhase, zahlreichen  „Unkräutern“ und viele mehr. Dieser Teil unseres Naturerbes ist zurzeit extrem bedroht und zwar vor allem durch die mit allen möglichen Mitteln immer mehr intensivierte Landwirtschaft und durch die unaufhaltsam fortschreitende Versiegelung von Boden und Zersiedelung unserer Landschaften, was bereits zum Aussterben zahlreicher sogenannter Offenlandarten aus der Tier- und Pflanzenwelt in unserem Raum geführt hat. Dieser nicht hinnehmbare Prozess kann nur gestoppt werden, ohne unseren Wohlstand stark einzuschränken, indem intelligente Lösungen gefunden werden, die beides nebeneinander ermöglichen: hochintensive Landwirtschaft und weniger intensive Bewirtschaftung. Das heißt, diese Lebensgemeinschaften können nur bewahrt werden, wenn wir regelmäßig in die darin ablaufenden Prozesse auf traditionelle Weise eingreifen. In vielen Fällen wird das als Pflege bezeichnet. Ein Beispiel hierfür ist die Elbwiese auf unserer Startseite. Sie zu erhalten, setzt nicht nur voraus, dass sie weiterhin unbebaut bleibt, sondern sie muss auch gepflegt, das heißt gemäht oder beweidet werden.

 

Das primäre Naturerbe verkörpert dagegen diejenigen Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren und die in ihnen ablaufenden Prozesse, die es bereits vor unserer Zivilisation in unserem Raum gegeben hat, wie zum Beispiel, natürliche Wälder, Auenwälder an Flüssen und Bächen, Quellen, Felswände mit ihrer spärlichen Ausstattung an Pflanzen und Tieren, Moore. Um unsere Zivilisation zu entwickeln, mussten unsere Vorfahren das primäre Naturerbe weitgehend zerstören, um Siedlungs-, Verkehrs- und Landwirtschaftsflächen zu erhalten. Die verbliebenen, jedoch sehr entwerteten Wälder wurden im 19. Jahrhundert in Forste verwandelt, die man in vielen Fällen besser Holzplantagen nennen sollte. Da dieser Vernichtungsprozess schon seit langem weit vorangeschritten ist und uns heute vorrangig die Vernichtung des kulturbedingten Naturerbes auf den Nägeln brennt, neigen viele Naturschützer dazu, die Bewahrung des primären Naturerbes zu vernachlässigen! Wir tun das nicht! Was kann man für das primäre Naturerbe tun? Antwort: In erster Linie sollten wir

 

zumindest auf einem geringen Teil der Landesfläche der Natur ihren Lauf lassen („Prozessschutz“), das heißt, gar nichts tun!

 

Das fällt den meisten Menschen schwer. Viele Naturschützer wollen gern aktiv sein, also pflegen, d.h. Teiche entschlammen, Obstbäume oder Korbweiden beschneiden, Wiesen mähen usw., und Politiker geben lieber Geld aus als es zu sparen. Eigentlich wäre es leicht möglich, Prozessschutz auch im Kleinen und zumindest für begrenzte Zeitdauern zu betreiben. So könnte man beispielsweise die Verlandung ausgewählter kleiner Gewässer oder die Verbuschung ausgewählter Flächen dulden oder „Hochwasserschäden“ an ausgewählten Gewässerabschnitten hinnehmen. Aber das fällt vielen Menschen schwer, was man u.a. daran erkennen kann, wie negativ Begriffe wie Wildnis, Wildwuchs oder Unkraut belegt sind. Meist wird das primäre Naturerbe abgelehnt, weil es herkömmlichen anthropozentrischen Vorstellungen zu Nützlichkeit, Ordentlichkeit, Schönheit usw. widerspricht.

 

Es gibt einige wenige Beispiele, in denen Prozessschutz erfolgreich betrieben wird, beispielsweide in der Kernzone des Naturschutzgebiets Königsbrücker Heide. Nachdem dort der Urwald vor Jahrhunderten vernichtet, Dörfer errichtet und Landwirtschaft betrieben worden waren und danach 100 Jahre lang ein Truppenübungsplatz betrieben wurde, entwickelt  sich hier seit den 1990er Jahren ein naturnaher Wald und zahlreiche Arten des primären Naturerbes wie z.B. Seeadler und Wolf haben sich wieder angesiedelt. Diese totale Unterschutzstellung haben wir in erster Linie dem bereits genannten Naturschützer Heinz Kubasch zu verdanken.

 

Selbst in der Großstadt Dresden gibt es Reste unseres primären Naturerbes, um deren Bewahrung wir kämpfen wie zum Beispiel der Miniauwald an der Mündung der Prießnitz in die Elbe (Bild unten) oder die xerotherme Vegetation an den Felswänden im Plauenschen Grund (Bild darunter).

 

Kleine Auwaldzelle mit Schwarzpappeln (in Sachsen vom Aussterben bedroht!) an der Mündung der  Prießnitz in die Elbe in Dresden-Neustadt.
Kleine Auwaldzelle mit Schwarzpappeln (in Sachsen vom Aussterben bedroht!) an der Mündung der Prießnitz in die Elbe in Dresden-Neustadt.
Überregional bedeutsames Vorkommen der Pfingstnelke an einer Monzonitwand im Plauenschen Grund  bei Dresden.
Überregional bedeutsames Vorkommen der Pfingstnelke an einer Monzonitwand im Plauenschen Grund bei Dresden.


Beispiele für vereinseigene Flächen, auf denen wir unser primäres Naturerbe schützen wollen, sind Schweinemastanlage und Hangwald (Dresden-Dölzschen), Wald an der Weißeritz (Dresden-Plauen) und  Pappelwäldchen Loschwitz.

 

Ergänzend zum Prozessschutz ist es sinnvoll, bedrohte Pflanzen und Tiere des primären Naturerbes durch Artenschutz (beispielsweise mit Hilfe von Ersatzbiotopen) zu fördern. Beispiele für Ersatzbiotope sind die ehemalige Lehmgrube Torna (Bild ganz oben) und unser  Teich am Lotzebach (Dresden-Brabschütz). Beide ersetzen verlorengegangene natürliche Kleingewässer als Lebensstätten von Amphibien und andere Lebewesen.


Was wollen wir tun?

 

Naturbewahrung Dresden e.V. will sich um beide Formen unseres Naturerbes kümmern!

 

Der Schwerpunkt unserer Vereinsarbeit liegt dabei darin, Flächengrundstücke zu erwerben, um sie qualifiziert zu pflegen oder auf ihnen Ersatzbiotope zu gestalten oder sie „einfach zu schützen“, so dass dort gefährdete Tiere und Pflanzen leben oder sich ansiedeln können, wenn man sie nur lässt.

 

Das klingt nicht nach einer sonderlich spannenden Aufgabe? Ist es aber! Naturschutz ist nicht gerade medienwirksam. Aber wenn Sie bis hierhin gekommen sind, ohne die Lust zu verlieren, freuen wir uns über Ihr Interesse und laden Sie herzlich ein, sich weiter auf unserer Seite umzuschauen und Kontakt zu uns aufzunehmen. (K)